Appell der Vereinigung freischaffender Architekten (VfA) an die Bundesregierung

Appell der Vereinigung freischaffender Architekten (VfA) an die Bundesregierung: Die Neuordnung der BEG-Förderung muss Nachhaltigkeit auf allen Ebenen zum Ziel haben

Die VfA begrüßt, dass die Bundesregierung beim KfW-Förderstopp für energieeffiziente Gebäude nachgearbeitet hat und eingegangene Anträge nun nach den alten Kriterien bearbeitet werden.

Es ist richtig, dass der EH55-Standard keiner Förderung mehr bedarf, da er sich unterdessen allgemein durchgesetzt hat. Der Stopp der Förderung des EH40-Standards hingegen hätte für viele ambitionierte und beispielhafte Projekte das Aus bedeutet – mit zum Teil existentiellen Folgen für die beteiligten Bauherren, Planer und Firmen.

Die Vereinigung freischaffender Architekten Deutschland (VfA) fordert angesichts der aktuellen Situation eine komplette Neuordnung der Förderung. Vor dem Hintergrund der angestrebten Klimawende bedarf es neuer Kriterien. Diese Chance muss ergriffen werden, damit Nachhaltigkeit in der künftigen Förderpraxis auf allen Ebenen angestrebt wird.

Die VfA betont: Insbesondere muss ein neues Förder- und Ordnungsrecht Sorge dafür tragen, dass

  • die Förderung an die Anzahl der Quadratmeter pro Bewohner gekoppelt wird. Wenn ein 300 m2 großes Passivhaus mit zwei Bewohnern gefördert wird, eine Kleinsteinheit mit z.B. 30 m2 pro Person nach EH55-Standard jedoch nicht, so ist dies kein Signal in Richtung Nachhaltigkeit.die
  • die Wahl der Baumaterialien zu einem entscheidenden Kriterium wird. Ressourcen- und klimaschonende sowie recyclingfähige Materialien wie z.B. Holz müssen dabei im Vordergrund stehen.
  • die graue Energie und deren negative Bedeutung für die Klimabilanz deutlich vermindert wird, also Herstellung, Instandsetzung und End of Life (EoL) der Baumaterialien entsprechend ihrer Energiebilanz Berücksichtigung finden.
  • die Sanierung von Bestandsbauten Vorrang vor Abriss und Neubau hat. Werden Neubauten errichtet, so ist es zu berücksichtigen, dass die verwendeten Materialien über den Lebenszyklus des Gebäudes hinaus nutzbar sind. Eine Förderpolitik, die das Klimaziel im Blick hat und zugleich auf Vernunft und Effektivität setzt, wird nur durch ein konsequentes Zusammendenken aller energiesparenden und klimaschonenden Aspekte von Gebäudeneubau und -sanierung zum gewünschten Erfolg führen.

Alexander Schwab

Präsident der Vereinigung freischaffender Architekten Deutschland (VfA)